Es geht weiter…
…Allerdings (wiedermal) nicht so wie geplant…
Aber der Reihe nach:
Nachdem Wir wohlbehalten von unserer Odyssee in Piatra Neamt angekommen waren, durfte ich am Montag 2.10.2017 erstmal mit Silvias Schwester und Tochter nach Iasi fahren.
Dies konnten wir, da ich ja noch immer die GAZelle hier habe.
Allerdings streikte erstmal das Licht!
Mit etwas Verspätung ging die Reise jedoch trotzdem los und wir verbrachten einen gemütlichen Tag in Iasi.
Die nächsten Tage verbrachten wir damit “administrative Dinge” zu erledigen, sowie die Organisation des sogenannten “pomană” (Erinnerung) oder “Praznic” (Almosen) welches sieben Jahre nach dem Tod im Gedenken an den Verstorbenen durchgeführt wird.
(Vor sieben Jahren verstarb Silvia´s Mutter)
Somit lief die Zeit. Am 10.10.2017 ging es dann weiter:
Der Toyota stand noch immer in Ineu! Somit mussten wir diesen abholen.
Das “Abenteuer Auto in Ineu abholen” sollte also beginnen…
Wie gesagt sollte und hat es auch! Allerdings nicht so wie ich mir das vorgestellt habe!
Erstmal sind wir Anhänger abholen gegangen. Das klappte gut, bis auf die Tatsache, dass das Licht am Anhänger nicht funktionierte…
Also ab in die nahegelegene Werkstätte!
Anders als in Deutschland, ist das hier eine reine Automechanikwerkstätte! Will heissen: Kein Voltmeter, noch nicht mal eine Prüflampe! Immerhin: Das Rücklicht funktionierte nach austausch von Glühbirnchen schonmal!
Also in Ermangelung von Werk und Prüfzeug: ab zum Autoelektriker!
Dort wurde festgestellt, dass das Problem sowohl am Auto als auch am Anhänger liegt!
Nach ca. 45 Minuten war die Anhängerbeleuchtung mehr schlecht als recht schon wiedermal hergestellt. Kurze Zeit später “grübelte” er eine kleine schwarze Westfalia-box unter dem Auto hervor und meinte “Problema mare!!!” (Großes Problem).
Es war die Elektronische Blinkerüberwachung die “abgesoffen” und oxydiert war.
Bild des (Leeren) Relaisgehäuses:
Ich habe dem Elektriker dann erklärt, dass die Welt so ein Teil nicht braucht , woraufhin er es durchgemessen und nach einlöten von ein paar Brücken wieder eingebaut hat!
Fazit:
Das Licht, die Bremsleuchten sowie die Blinker gehen jetzt im Anhängerbetrieb problemlos. Wenn allerdings der Anhänger abgekoppelt ist, blinkt der Blinker am Auto so, als wäre eine Birne Kaputt…
… Wenn ich in DE zurück bin, werde ich mal auf eine Grube fahren und das ganze “Gelumpe” herausrissen und direkt anschließen, genau so wie in den “guten alten Zeiten”
Das Problem war, dass der ganze Tag verstrich, ohne dass wir aus der Stadt kamen…
…Somit ist am Mittwoch früh aufstehen angesagt!
Das Ganze hat mich übrigens (inklusive Werkstätte, Birnchen, Elektriker usw.) 90 Lei und zwei Bier gekostet (Bier als Trinkgeld )
11.10.2017:
Sieben Uhr Ortszeit war losfahren angesagt.
Ziemlich pünktlich ging es dann auch los von Piatra Neamt nach Tg. Neamt, wo wir die Papiere des Autotransportanhängers abholten.
In Tg. Neamt, sahen wir unter anderem DAS:
Von dort ging es problemlos bei einigermaßen schönem Wetter, durch herbstliche Wälder über die Karpaten. Nach einer Kaffeepause auf einer Passhöhe , in einer kleinen Kneipe zu welcher auch eine Art Campingplatz gehört und wo wir unter Anderem auch einen “TAF” bei der Arbeit bestaunen konnten, ging es dann über Borsec wo das Mineralwasser herkommt, nach Toplita, Reghin (Sächsisch Regen). Leider hatten wir ca. von Borsec bis Reghin tatsächlich Regenwetter, was sich jedoch bald wieder besserte und wir durften die grottenschlechte Straße von Reghin nach Cluj Napoca bei Sonnenschein „Geniessen“ – Das sind ca. 100 Km auf welchen sich Schlaglöcher mit Bodenwellen abwechseln und man die ganze Zeit kräftig durchgeschüttelt wird.
Kurz vor Cluj wurde es wieder besser, allerdings blieb eine Vibration am Fahrzeug bestehen…
Nach Cluj stoppten wir an einem Pilzstand am Straßenrand und kauften uns 1,5 Kg Steinpilze für 30 Lei (ca 7-8 Euro)!
Anschließend ging es weiter bis zum „Complex route 60“ wo erstmals gegessen wurde.
Nach dem Essen der normale Kontrollgang ums Auto (Lichtkontrolle, Sichtkontrolle nach allfälligen Schäden). – Da ich nichts auffälliges entdecken konnte, fuhren wir weiter.
Kurz vor Oradea an einer Kreuzung gesellten sich zu den Vibrationen allerdings noch starke Knattergeräusche! Sofort stoppte ich, konnte allerdings nichts finden, außer dass es vom linken Vorderrad her knackste!
Auf dem Nächsten LKW Parkplatz bat ich dann einen Fahrer, mal kurz nebenher zu gehen. Seine Diagnose: Radlager! Nach etwas überlegen beschloss ich, dass Radlager nicht so Knattern, sondern Quietschen und mahlen! (Diese Diagnose hat sich als richtig erwiesen – Es war nicht das Radlager!) Also blieb eigentlich nur noch das Kreuzgelenk der Achswelle (Dies war allerdings die falsche Diagnose…)
Wir fuhren also weiter, da, wenn das Kreuzgelenk durchbricht mit eingeschalteter Differentialsperre weitergefahren werden kann.
Von Oradea nach Ineu sind es nochmals ca 100 Km. Das Knattern wurde immer lauter, wobei es in Linkskurven und bei höheren Geschwindigkeiten verstummte…(?)
Ca. 30 Km vor dem Ziel, in einer Ortschaft, wurde es dann so laut, dass uns alle Leute an- und nach-schauten. Ich fuhr also mit ca. Tempo dreißig aus der Ortschaft raus, als das Knattern plötzlich verstummte, von einem Rumpeln begleitet, das Fahrerhaus ging auf Tauchstation, im Rückspiegel sah ich einen Funkenregen und links neben dem Auto mein Vorderrad, welches sich gerade auf dem Weg in die Pampa befand…
Zum Glück Außerorts, ohne Gegenverkehr und mit kleiner Geschwindigkeit!
Da standen wir also.. Ziemlich Radlos, da das Rad in der Dämmerung und im Schilf neben der Straße nicht mehr auffindbar war!
Also war improvisieren angesagt! Reserverad war ja vorhanden, (Gutes) Bordwerkzeug auch, somit stand dem Projekt „Gazelle fahrbar machen“ nichts mehr im Weg… Oder?… Wie bringe ich die Kiste mit nur einem Wagenheber und ohne irgendwelche Holzklötze oder ähnlichem hoch genug, um das Rad anzusetzen???
Ganz einfach: Wagenheber erst mal ansetzen, hoch pumpen und dann Reserverad unter das Differential schieben (soweit es eben ging). Anschließend Wagenheber neu ansetzen und siehe da: Der Bock ist hoch genug! Nur stellt sich dann die Frage: Wie schraube ich das Rad an?
Eine einzige kaputte Radmutter war noch dran, also nutzte ich Erstmal diese um das Rad zu Fixieren. Hierbei war das (original russische) Bordwerkzug eine große Hilfe: Der Radmutterschlüssel besteht aus einer Art „Nuss“, gedreht wird mit einem ca 60-70 cm langen Brecheisen, welches auch benötigt wird um den Wagenheber zu bedienen!
Ihr könnt Euch vorstellen wie die Gewinde der Radbolzen aussahen… Da war ich um den langen Hebel froh…
Die zweite Radmutter war die Mutter der Halterung des Reserverades und eine dritte wurde von der Hinterachse „geliehen“…
Mit drei anstatt sechs Radmuttern ging es dann die letzten 30 Km nach Ineu, wo wir direkt im Hotel Central eincheckten.
Am nächsten Tag haben wir mal das Auto aufgebockt, Rad weggenommen und Schäden festgestellt!
Alle Radbolzen waren “angeknabbert” und an der Bremsscheibe sind auch Spuren vorhanden…
Die Spuren an der Bremsscheibe (oben):
Die noch eingebauten Radbolzen:
Die Muttern – man beachte die eine welche noch auf dem Radbolzen war… Komplett abgefressen…
Ein ausgebauter Radbolzen:
…Am Freitag sollten die Ersatzteile kommen, per Kurier aus Bukarest. Kosten ca 220 Leu – ca 50 Euro…
Natürlich sind die Ersatzteile dann nicht gekommen! Sie wurden in eine falsche Stadt geschickt…(wie auch immer das möglich ist…)
Somit hatten wir Zeit, uns etwas umzusehen!
Wir befanden uns in Ineu, im Kreis Arad, ca. 50 Km. nördlich der Kreishauptstadt Arad, im Westen Rumäniens.
Ineu ist eine Kleinstadt, mit ca. 10´000 Einwohnern.
In der Geschichte war die Stadt mehreren Wechseln unterlegen, so war sie zum Beispiel auch schon unter Osmanischer Herrschaft.
Das größte Highlight ist die Burg in der Stadt (Cetatea Ineului), die 1295 bereits erwähnt und 1870 im Neoklassizistischen Stil renoviert wurde.
Von dieser Renovation sieht man heute allerdings nicht mehr viel, ist das unter Denkmalschutz stehende Gebäude doch vom Einsturz bedroht…
Ansonsten eine normale rumänische Kleinstadt:
14.10.2017
Die Radbolzen sind angekommen und waren schnell montiert….
Hier Bilder vom “eindrehen” der neuen Radbolzen
Obwohl das Auto Reisebereit wurde und ich (wiedermal) ein Erlebnis der speziellen Art hatte, sassen wir schon wieder fest…
Es war ca. 11:30, ich wartete gerade vor dem Hotel auf Silvia, als ich ein mit “Nikodemus” Beschriftetes Auto mit Baselland-Kennzeichen vorbeifahren sah! Sofort war mir klar, dass das Dani sein muss – Ein Kumpel, “Chef” eines Hilfswerkes den ich schon seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen habe…
Kurz gegoogelt, angerufen und ca. eineinhalb Stunden später trafen wir uns in Cisineu Cris, ca.30 Km. von Ineu entfernt zum Kaffee.
Zufälle gibt´s… Mit diesem kleinen Ausflug war auch gleich die Probefahrt für´s Auto gemacht, die Radmuttern wurden ein erstes mal überprüft, Alles satt!!! und wir machten uns daran den Anhänger zu holen und den Toyota aufzuladen.
ca. 17:30 war aufgeladen und gesichert.
Dann der Lichttest….
Fazit: Linkes Schlusslicht ging nicht und Bremslicht auch nicht…
Also mal messen…
Die ganzen Kabel waren so verrottet, dass daraus am Ende nichts wurde… Florin (Mein hiesiger Kumpel) hat nun Kabel organisiert und am Sonntag früh machten wir uns dran eine provisorische Beleuchtung hinzubekommen, so, dass ich die 500 Km. sicher fahren konnte…
Hier noch ein Bild meiner GAZelle, das blaue Auto hintendran ist vom Nikodemus Hilfswerk.
Das Nikodemus Auto
15.10.2017
Wie ich schon berichtet habe, hat mein Kühler seit dem Zwischenfall in Buzau ein kleines Leck.
Dies führt dazu, dass das Auto immer leicht Wasser verliert.
Am Sonntag nun habe ich mal geschaut und festgestellt, dass nur ca. ein Liter gefehlt hat… Trotzdem wurde das Auto an kleinen Steigungen schon warm…(?)
Zwischen Deva und Sebeș (Mühlbach) habe ich dann auf einer Raststätte mal den Thermostaten „rausgeschmissen“. Allerdings konnte ich ziemlich bald feststellen, dass dies nicht die Wurzel des Übels war! – Bleibt eigentlich nur noch der Viscolüfter… Den konnte ich allerdings unterwegs nicht reparieren…!
Also die zwei Pässe nach einem anderen Plan angehen: möglichst wenig Leistung brauchen!
Den ersten Pass begann ich im dritten Gang, bei ca. 2500-3000 U/min. Sehr schnell ging die Nadel auf 100 Grad, verharrte dort etwas um anschließend in Richtung „Rote Zone“ zu gehen!
Also Zwischenhalt und Kontrolle. – Ein Liter Wasser hatte platz, nach abkühlen im Leerlauf!
Weiterfahrt, bis zu einer kleinen Quelle am Straßenrand, auffüllen aller Getränkeflaschen mit Wasser und weiter ging es!
Diesmal im zweiten Gang, mit ca Tempo 30 bei ungefähr 3000 U/min. Der Erfolg: Nach ca. zwei Kilometern war der Motor auf ca. 110 Grad (im unteren roten Bereich und nach „Abkühlen“ auf ca 90 Grad spuckte er eine große Menge Kühlwasser über das Expansionsgefäß aus! (Ich habe es aufgeschraubt).
Nach Einfüllen von ca. sechs Litern Wasser konnten wir so bis zur Passhöhe weiterfahren, ohne dass der Motor wieder überhitzte!
In Gheorgheni dann, war Zwischenhalt an der Tankstelle angesagt! Wasser Tanken und Diesel kontrollieren… Oder so ähnlich!
Ich habe sechs Liter apă plată (Stilles Mineralwasser) gekauft, um notfalls auffüllen zu können, da am nächsten Pass keine Quelle an der Straße lag!
Diesmal fuhr ich den Pass auch erstmal wieder im dritten Gang an, wechselte dann allerdings in den zweiten und fuhr auf ca. 2500 U/min bei ca. 25 Km/h den Pass hoch. Siehe da: Es funktionierte! – Die Temperatur blieb stabil bei ca. 90 Grad!!!
Natürlich kamen wir so nur langsam vorwärts und Tagsüber wären wir wohl ein Verkehrshindernis und Ärgernis gewesen, aber wir haben es geschafft!
Auf der anderen Seite des Passes ging es dann genauso langsam wieder runter:
Wie ich bei der Abfahrt in Ineu feststellen durfte funktionieren die Bremsen des Anhängers mangelhaft bis gar nicht!!! (Kruzifix! DAS reparier ich nicht auch noch!!! – Ich kann auch vorsichtig fahren!!!)
Somit musste ich um die Bremsen des Autos nicht zu überlasten (immerhin deutlich über 5 To. das ganze Gespann) in einem möglichst kleinen Gang fahren…
Um ca. elf Uhr Ortszeit sind wir dann endlich in Piatra Neamt Eingetroffen!